Briefe schreiben: Ein Luxus für Romantiker?

Karten schreiben zum erhöhten Briefporto

Was für die Deutsche Post früher Kerngeschäft war, ist heute nur noch lästiger Kostenfaktor

Gerade erhöht die Post schon wieder den Preis für das Briefporto – das vierte Mal seit 2013 – und macht den Brief quasi zum Luxusgut. Haben Briefe und Karten als Kommunikationsmittel ausgedient?

Die ikonischen Helden der Gegenwart, Steve Jobs, Mark Zuckerberg, Jeff Benzo, sind Hightech-Unternehmer, die so fesselnde Technologien geschaffen haben, dass sich ihnen kaum jemand mehr entziehen kann. Wohin man auch geht, überall sieht man Leute, die mit ihren digitalen Geräten beschäftigt sind, die Blogs und SMS schreiben und lesen und die in kurzen Momenten massenhaft digitale Freundschaften schließen. Die Unternehmer haben ihre Ziele offenbar erreicht: Sie haben unvorstellbare Vermögen und Macht angehäuft und ihre Geräte und Techniken, inzwischen zum Selbstzweck geworden, beherrschen massenhaft das Alltagsleben.

Es ist wahr: Der Mensch ist ein Lebewesen, das seine Erinnerungen sammelt und das seine Gedanken und Erlebnisse seinen Mitmenschen mitteilen will. Kommunikation ist Lebenselixier, wertvoll, wenn sie nachhaltig ist. Wer aber wird sich daran erinnern, welche Twitter-Beiträge von wem gelesen wurden oder mit wem über iPhone-Apps völlig belanglose Informationen ausgetauscht wurden? Richtig ist aber auch: Eine E-Mail ist schneller als jede Karte, eine SMS erreicht ihren Empfänger sofort und Chats sind interaktiv.

Ist Kartenschreiben also etwas für die, die sich an die neuen Möglichkeiten nicht mehr gewöhnen wollen oder können, für unverbesserliche Romantiker, für Leute von gestern, die eine schöngestaltete Grußkarte aus edlem Karton oder ein handbeschriebenes Blatt Papier einer mit vielen Kürzeln simplifizierten elektronischen Nachricht vorziehen?

Keine Frage: Es gibt Bereiche, in denen die Nutzung der technischen Möglichkeiten notwendig und richtig ist. Aber eine Karte im Briefkasten ist etwas ganz anderes. Hier weiß der Empfänger, dass ihm der Absender seine ganze Aufmerksamkeit geschenkt hat: Er hat sich Zeit genommen, ein passendes Kartenmotiv auszuwählen, er hat über die richtigen Worte nachgedacht und seine Botschaft sorgfältig formuliert, er hat sie handschriftlich zu Papier gebracht, ist zum Briefkasten gegangen und hat den Umschlag oder die Karte mit einem Gedanken an den Empfänger eingesteckt. Ein komplexer Vorgang, eine menschliche Geste, nicht aufzuwiegen mit <3 4U :-).

Text: Herbert Gutsch

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