Christkind oder Weihnachtsmann?

Wer bringt die Geschenke – das Christkind oder der Weihnachtsmann?

Wie jedes Jahr verbringen wir das Weihnachtsfest zusammen mit unserer Verwandtschaft in Düsseldorf. Während unsere Kinder (6 und 1 Jahr alt) davon ausgehen, dass der Weihnachtsmann die Geschenke unter den Baum legt (bzw. noch ahnungslos darüber sind), so sehr sind die Düsseldorfer Kusinen (8 und 5 Jahre) davon überzeugt, dass das Christkind diese Aufgabe übernimmt hat, während wir alle beim Weihnachtsgottesdient sitzen.

Meine Schwägerin weist mich bei dieser Gelegenheit dann immer wieder gerne darauf hin, dass der Weihnachtsmann ja schließlich eine rein kommerzielle Erfindung von Coca-Cola sei.
Dabei würde ich uns alle so ziemlich als gleich protestantisch einstufen (wobei mein Mann und Schwägerin aus Taiwan stammen, wo weder Weihnachtsmann noch Christkind kommen). Und obwohl das Christkind ja eine Erfindung von Martin Luther ist, kommt heute ja hauptsächlich in den katholischen Regionen das Christkind. Grund genug der Sache mal auf den Grund zu gehen. Im „Was ist Was“-Buch von meinem Sohn werde ich schnell fündig.

Nikolaus: Der Freund der Kinder

Zu Lebzeiten des Reformators Martin Luther, also im 16. Jahrhundert, wurden die Kinder am 6. Dezember von Sankt Nikolaus beschenkt. Diese Figur geht auf den Bischof von Myra zurück, der sich aufopfernd für arme und kranke Menschen einsetzte. Kinder lagen ihm jedoch besonders am Herzen. Es heißt, dass er ihnen nachts heimlich Geschenke brachte. Daher wurden vom Mittelalter an, an seinem Todestag, dem 6. Dezember, kleine Aufmerksamkeiten verteilt.

Luther erfindet das Christkind

Dieser Brauch war Martin Luther ein Dorn im Augen. Weil der Reformator sämtliche katholische Heilige abschaffen wollte, die Protestanten aber nicht auf die Bescherung verzichten wollten, musste der Kirchenmann für Ersatz sorgen.

Er verfügte, dass künftig der „heilige Christ“, später als Christkind verniedlicht, am Weihnachtsabend die Geschenke bringen soll. Ob damit tatsächlich das neugeborene Jesuskind zum edlen Spender wurde, ist unklar. Zeitgenössische Abbildungen zeigen das Christkind von Anfang an als 10 bis 15-jähriges Kind von eher weiblicher als männlicher Erscheinung, meistens ausgestattet mit Engelsflügeln.

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Netter als der Nikolaus

Das Rätsel, wer oder was das Christkind genau ist, wurde aber bis heute nicht aufgeklärt.
Fest steht nur, dass es wie Kollege Nikolaus nachts und vor allem heimlich die Geschenke bringt. Inszenierte Auftritte wie beim Nikolaus gibt es nicht.

Seitenwechsel

Um 1900 wurde das Christkind schließlich auch von den Katholiken akzeptiert. Und nicht nur das in den folgenden 30 Jahren wechselten Christkind und Nikolaus zunehmend die Seiten. Künftig glaubten die Kinder im überwiegend katholischen Süden und Westen an das Christkind, im Norden und Osten eher an den Nikolaus. Allerdings hatte der sich mittlerweile in den eher weltlichen Weihnachtsmann mit rotem Umhang und weißem Rauschebart verwandelt.

Nikolaus wird Weihnachtsmann

Der Weihnachtsmann hatte sich bereits im 19. Jahrhundert entwickelt. Der ursprünglich als Bischof dargestellte Nikolaus verschmolz immer mehr mit seinem Begleiter und Gehilfen Knecht Ruprecht oder Krampus und übernahm dessen Stiefel, den Sack und die Rute, behielt aber den Mantel und den zunehmend zur Zipfelmütze abgewandelten Bischofshut.

Der Weihnachtsmann, wie wir ihn heute kennen, wurde 1863 von einem amerikanischen Karikaturisten gezeichnet. Die Coca-Cola-Werbung machte ihn später weltweit populär.

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Somit steht fest, irgendwie haben beide Recht.
In diesem Sinne, frohes Warten auf die Bescherung 

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